Sehr lesenswerter Artikel von Joey Hoffmann auf Facebook
>>ℹ️ „Aber Israel lässt ja keine Journalisten rein!“
In den Kommentaren begegnete mir gestern wieder das Argument, Israel würde ja keine Journalisten in den Gazastreifen lassen.
Das Argument ist ermüdend.
Zu meiner Freude (ehrlich) war der Kommentator konstruktiv und schrieb später: „hab's schon gegoogelt. Und feststellen müssen, dass es seit dem Vietnamkrieg wohl nahezu keinerlei ungehinderte Zugänge in Konfliktgebiete mehr gab. Muss sagen, dass mich das erstaunt und auch ein Stück weit entsetzt“ (sic)
Schon in der Antike hat das Militär darauf geachtet, welche Informationen nach außen dringen.
Ein Grund dafür wird von der Propaganda bezüglich Israel ausschließlich behauptet: Dass Israel die Deutungshoheit über die Informationen behalten will.
Das ist unbestreitbar richtig!
Doch das macht eben jede Kriegspartei. Oder glauben die Menschen tatsächlich, dass Journalisten sich ungehindert auf der russisch besetzten Krim oder auf ukrainischer Seite in den Kämpfen im Donbass bewegen können?
Ein naheliegenderer Grund ist, dass man vermeiden will, dass durch offene Medien Informationen an den Feind gelangen. In der Ukraine haben Nachrichtendienste aufgrund von Postings russischer Soldaten deren Standort ausgemacht, sie mit Artillerie beschossen und getötet.
Als Soldat im Häuserkampf würde ich ungerne einen Journalisten hinter mir haben, dessen Handy plötzlich klingelt oder der getrackt werden kann.
Mit Aufkommen der Massen- und Agenturmedien war der Höhepunkt der Vietnamkrieg. In dem die amerikanische Seite massiv PR betrieben hat. Überall rannten Journalisten herum. Und zum Schluss konnten die US-Amerikaner jeden Abend im Fernsehen sehen, wie Soldaten starben. Die PR ging nach hinten los. Denn man sah ja nur die eigenen sterben, der Vietcong ließ solche Bilder nicht zu.
Vor allem war jeder irgendwie in der ersten Reihe mit dabei, aber keiner wusste mehr, worum es eigentlich geht. (Die USA hatten übrigens nicht angegriffen. Ist irgendwie untergegangen.)
Daraus haben alle eine Lehre gezogen.
Nachdem der Druck der US-Medien immer größer wurde, haben die USA im Irakkrieg (Zweiter Golfkrieg 1991) dann den „Embedded Journalism“ zugelassen, den „eingebetteten Journalismus“.
Das bedeutet, ausgewählte Journalisten werden von Militärs begleitet. Und dürfen dann natürlich nur dahin, wo es erlaubt wird.
Das ist nicht nur das, was Israel macht. Sondern auch das, was die Hamas schon lange getan hat.
Wollte man als Journalist vor dem Gazakrieg aus dem Gazastreifen berichten, musste man zunächst in Ostjerusalem oder Ramallah vor einem Hamas-Anführer Kotau machen. Und man wurde kontrolliert.
Der Grenzübergang Rafah wurde erst Mitte 2024 durch Israel eingenommen. Vorher hatte Ägypten auch Ausländern den Zugang zum Gazastreifen verweigert. Allerdings hätte man sich für ein wenig Bakschisch schleusen lassen können, was aber keiner getan hat.
Und ein letzter Punkt wird gerne ignoriert:
Der Gazastreifen ist winzig. Kleiner als Schwedt/Oder, weit kleiner als Köln.
Zwar berichten die Medien gerne, dass hier oder da „Kampfzonen“ sind. Aber das entstammt lediglich den Warnungen der IDF, dass dort aktive Gefechte stattfinden. Der ganze Gazastreifen ist eine Kampfzone. Auch deutsche Artillerie könnte jeden Punkt im Gazastreifen treffen, ohne überhaupt in die Nähe der Grenze zu kommen.
Niemand, nicht einmal die USA im Vietnamkrieg, würden Journalisten da rein lassen.
Das weiß auch alles jeder in der Branche.
Die Medien motzen nur, weil sie an Bilder und Stories kommen wollen. Wie auch 1991 schon.
Und wenn wir uns auf diese Grundlagen einigen können, könnten wir darüber diskutieren, wie lang die Überlebenszeit eines nach unserem Verständnis freien Journalisten im Gazastreifen wohl wäre. Und ob seine Redaktion oder Agentur ihn dort überhaupt reinlassen würde.
Und erst dann wäre interessant darüber zu diskutieren, was Israel tut.
Bild 1: Der legendäre Walter Cronkite bei den Soldaten in Vietnam, 1968 
Bild 2: Westliche Journalisten werden von der US-Militärpolizei durchsucht, Bagdad 2003
Bild 3: Skizze, bei der ich den Gazastreifen möglichst in Relation in die Ukraine gesetzt habe.
Bild 4: Antwort des Nutzers.
