Montag, 24. Juni 2024

Sonntagsweltschmerz

Gestern gefunden und: so so true.
Quelle - und wer über "
Ungesunder Menschenverstand" und den Autor Joey Hoffmann mehr lesen und wissen will -> die Startseite.

Manchmal weiß ich nicht, was ich schreiben soll.

Getrieben von dem Gefühl, doch irgendwie alles schon einmal erklärt zu haben. Und verfolgt von dem Gefühl, mich nicht um das Wesentliche kümmern zu können. (Ukraine? Sudan? Sachsen?)

Ein Laufen vor eine Wand, eine Überforderung.
Die Welt wird immer schneller und komplexer.

Ich kann damit gut umgehen. Weil ich spätestens aufgrund einer empirisch-wissenschaftlichen Grundausbildung wunderbar damit leben kann, etwas nicht zu wissen. Und dass manche Widersprüche sich nicht auflösen lassen. Das ist nicht, was mich überfordert.

Mich überfordert die Überforderung der Menschen, damit umgehen zu können.

Mein Weltbild ist eigentlich ganz einfach: Steinzeit, Feuer, Rad, Antike, Feudalherren und Angeschissene, Neuzeit, Trennung von Religion und Staat, Revolutionen, Kartoffelsalat und dann haben wir so tolle Sachen wie Gewaltenteilung, Religionsfreiheit und Meinungsfreiheit erfunden. Ich dachte eigentlich, das sei eine lineare und stringente Entwicklung.

Hatte vielleicht noch nicht jeder mitbekommen. Aber daran kann man ja arbeiten. First things first.

Wir haben uns sogar in zwei Weltkriegen gegenseitig so dermaßen totgeschlagen, dass wir uns gezwungen sahen, uns auf so etwas wie ein Völkerrecht und Menschenrechte zu einigen. (Und die UN, die sich bei über 50% nicht-demokratischen Staaten inzwischen als Evolutionsbremse entpuppt. Aber war ja juut jemeint.)

In der Wissenschaft hatten wir uns auf Empirie und Logik geeinigt. Was nach zweitausend Jahren auch Zeit war.

Doch plötzlich werden diese Dinge, die ich Narr für selbstverständlich hielt, hinterfragt. Plötzlich wird so getan, als wenn das alles nie passiert wäre und als ob diese Grundlagen irgendwie wieder zu verhandeln wären.

Ich fühle mich plötzlich alt und bin nicht einmal Boomer. Nicht nur, weil ich „Bro“ verabscheue.

Nach über 30 Jahren wird klar, dass ein geflissentlicher Teil der in der gesamtdeutschen Besoffenheit aufgekauften Edelzonis mit der Eigenverantwortung der Freiheit gar nix anfangen kann. Weshalb sie in einer masochistischen Massenpsychose plötzlich wieder den geschichtsrevisionistischen Nationalismus der überwundenen Kaiserzeit klasse finden. Und in einer Sozio-Illusion plötzlich glauben, sie alle hätten die Diktatur bekämpft, obwohl die meisten hinter den Gardinen im Bautzener Barock standen, um abzuwarten, wie das endet. Aber wir alle waren ja auch schon im Nazi-Widerstand, nicht?

Und manche erkecken und erdreisten sich tatsächlich noch, von Wahlergebnissen überrascht zu sein.

Mir wird erst jetzt die deutsche Lust am Leid deutlich, diese masochistische Neigung zum latent Unterdrückten, nur um anderen die Verantwortung für eigenes Scheitern zuweisen zu können.

Klappts nicht mit der Erektion, ist man stolz auf die Nation. Wenn man schon unbeweibt in der thüringischen Tundra rumsitzt.

Plötzlich diskutieren LGBTQ+ (sorry, merke ich mir nicht, die Abkürzung wird immer länger) über die Benutzung von Artikeln, während wenige Flugstunden von hier Schwule an Baukräne gehängt und Frauen gesteinigt werden. Und Queere demonstrieren für Palästinenser, während die meisten Palästinenser sicher gerne mit ihnen… Na ja, siehe oben.

Feministische Studentinnen protestieren über Jahrzehnte gegen die Unterdrückung der Frau. Und Patriarchat. Und Nationalismus. Und in einem absurden Verschieben von Prioritäten wickeln sie sich plötzlich Tücher um den Kopf, die der Erfinder des palästinensischen Nationalismus und ehemalige SS-Gruppenführer empfohlen hat und springen genau denen zur Seite, die genau diese Unterdrückung und das Patriarchat umsetzen wollen, das sie vorher so voll fascho fanden. Sie projizieren ihre Werte auf jene, die diese Werte bekämpfen.

Aufgebauscht durch die Medien, die tunlichst vermeiden zu erwähnen, dass es sich nicht einmal um 1% der Studierenden handelt.

Ich würde wetten, Studenten der Ingenieurswissenschaften oder Jura waren nicht dabei. Mehr so Tanzpädagogik und irgendwas, was Theaterschaffende studiert haben. Peruanische Poesie des ausgehenden 17. Jahrhunderts oder so.

Pazifismus wird umgedeutet zu „Entführungen und Erpressungen sind eigentlich ganz akzeptabel“. Vergessen die Maxime des Sozialdemokraten und ehemaligen Wehrmachtssoldaten Schmidt, niemals mit Terroristen zu verhandeln.

Dass vermeintlich Unterlegene auch mal einfach das Arschloch sein können, wird nicht hinterfragt.

Ein seit 20 Jahren von einer etatistischen Partei mit absoluter Mehrheit regiertes Land darf seine imperialistische Großmannssucht austoben, und was viele am meisten interessiert ist, dass man die Armen ja in die Ecke gedrängt hätte. Das Öl war so schön billig. Die übergriffigen Motive sind so schnell ignoriert, wie die Zusicherung der Souveränität anderer Länder durch den Putinismus vergessen ist.

Und zu allem Überfluss erzählen die Nachrichtenmedien nur noch industriell abgepackten Kernschrott. Schnelligkeit und Klicks vor Wahrhaftigkeit.

Und sie werden das weiter. Denn jeder Politiker, der sich wagt gegen das Agenturprivileg zu sprechen, kann sich eigentlich gleich morgen beim Arbeitsamt anstellen. Diese Medien sind ja genau die, die wirkmächtig Politiker kaputtschreiben können. Weil die meisten Konsumenten die Konzentrationsspanne eines Wagenhebers haben. Auf Koks. Und Koffeintabletten. Und Red Bull. Und eine Selbstwirksamkeitserwartung einer 14-Jährigen mit SVV. Auf Koks. Und Red Bull.

Und kann mal bitte jemand die Verschwörungsdullies vom Gleis Corona abholen? Oder ihnen zumindest sagen, dass Corona vorbei ist? Die sind ohne Aufsicht. Danke.

Ich hab da keinen Bock mehr drauf. Es ist, als würde man einer wuselnden Horde Erdmännchen versuchen Statistik zu erklären, während diese ihren Kot fressen und blöde gucken.

„Bei Kaiser und Führer galt Impfpflicht. Fresse, Sieglinde!“
„Abber isch heeße Sascha und das is Digadadu…“
„Ja, is juut, Anneliese. Üb »Gurke« auszusprechen und leck gelben Schnee.“

Ich komme super mit der Komplexität der schönen neuen Welt klar.

Ich bin nur immer misanthropischer überfordert von der egozentrischen, angstgetriebenen und emotionalen Bräsigkeit der Menschen damit umzugehen.

Glücklicherweise hat die Evolution dafür Mechanismen entwickelt: Verdrängung und Schnaps.

Wochenende kann ich mir eh abschminken. Seit über zwei Jahren. Vielleicht schreibe ich morgen wieder etwas Sinnvolles. Geht weg!

Ps.: Sind die Weibchen von Erdmännchen jetzt eigentlich Erdweib… Ach egal.



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