Es mag dem (noch) jugendlichen Rabaukentum geschuldet sein. Oder der Tatsache, dass Senhor Sancho der Überzeugung ist, dass gutes Benehmen nur fürs Volk, also seine Untertanen, für Seine Hoheit selbst dagegen nicht zwingend nötig sei.
Um genauer zu werden: Tischmanieren sind des Senhors Sache nicht.
Seine Hoheit saut beim Essen rum; Madame Bela (und auch Frauchen!) dagegen essen manierlich und so, dass man den Essplatz - ob Tisch oder Napf - nachher nicht extra mit dem Hochdruckreiniger säubern müsste.
Beweise gefällig? Bitte!
Bitte nicht wundern, dass Seine Hoheit nur ein Plastikschüsselchen hat und kein königlich-silbernes Tellerlein: Zwar gab es heute leckere Soße - und damit wurde der gesamte Napf geleert. Gibt es aber "nur" Trockenfutter, lässt der Senhor gern ein paar Bröckchen übrig, um sie später zu verzehren.
Leider wird die Metallschüssel in der Sonne heiß - und es passt Seiner Hoheit nicht, dass Frauchen sich schieflacht, weil kalte Hundeschnauze und heißer Teller zu gar merkwürdiger Futteraufnahme führ(t)en: Schnauze vorsichtig ins Futter stecken, Trockenfutter mit der Zunge in die Luft werfen und dann versuchen, es ins Maul zu kriegen. Und das alles, ohne die Metallschüssel zu berühren.
Dies seien, so ließ der Senhor verlauten, würdelose Zirkuskunststücke, die mit so wichtigen Angelegenheiten wie Nahrungsaufnahme nichts zu tun hätten.
Frauchen musste zustimmen. Und hat für den Senhor und Bela bereits neue, in der Sonne nicht aufheizende Näpfe bestellt. In der Zwischenzeit muss Seine Hoheit mit einem etwas schäbigen Plastiknapf auskommen. Er hätte lieber das gute Rosenthal-Porzellan gehabt (da gibt es, wie er weiß, eine richtig große Schüssel). Aber da hat Frauchen gestreikt.
Was Senhor Sancho sich allerdings nicht nehmen lässt, ist, genauestens zu untersuchen, ob die hündische Gefährtin vielleicht was übrig gelassen hat. Madame Belas Napf wird sicherheitshalber kontrolliert (jedoch stets vergebens - sie lässt keine Reste übrig!) und nochmals extra ausgeschleckt.
Der Senhor würde das auch bei Frauchens Teller tun, wenn dem nicht Einhalt geboten würde. Versucht hat er's, aber leider ist Frauchen schneller und räumt ihren ordentlich leergegessenen Teller ab. Einmal, in den ersten Tagen der Anwesenheit Seiner Hoheit in der Casa Leone, hat sie's vergessen... und das war Frauchen eine Lehre. Sie konnte Senhor Sancho in voller Pracht auf den Hinterbeinen stehend am Tisch "bewundern". Teller zwar sauber, aber... igittegitt bäh.
