Montag, 8. Juli 2024

Krieg ist unzivilisiert? Wirklich? Eine andere Sichtweise.

Text von Joey Hofmann - auf X/Twitter und Facebook veröffentlicht.
Danke dafür.
Gut zum Darüber-Nachdenken und evtl. eigene Ansichten revidieren.
Ich war Pazifistin - bis zu Putins Überfall der Ukraine im Februar 2022.
Spätestens nach dem 7. Oktober 2023, nach den grauenhaften Terrorakten der Hamas auf Israel, denke ich anders. 

Krieg ist unzivilisiert?

Ein Kommentator auf X schrieb eben, Krieg sei „unzivilisiert“.
Welch absurde Verzerrung.

Der Schimpansen-Krieg von Gombe zeigt, dass der Kampf um Ressourcen evolutionär tief verankert sind. Mehr sind Kriege nicht. Aber er ist nur einer Spezies inherent.

Erst wenn eine Gruppe Ressourcen anhäuft oder für sich beansprucht, wird Krieg überhaupt zur Option.

Menschliche Schlachten sind erst weit nach der neolithischen Revolution nachgewiesen. Meggido, Seevölker, Tollensetal...

Über Jahrtausende waren Krieger diejenigen, die die Gesellschaften geführt haben und deren Eliten waren. Weltweit. Abgesehen von Religionen.

Die gesellschaftliche Ordnung hat professionelle Krieger bezahlt. Dutzende Bauern mussten für den Unterhalt eines Kriegers zahlen. Für den Krieg wurden aus Steinen Kupfer, aus Kupfer Bronze, aus Bronze Eisen. Ein Schlachtross war ein Ferrari, nur teurer im Unterhalt. Ein Ulfberht war so viel wert, dass es gefälscht wurde. Mehr als viele Jahresgehälter eines „Bürgers“.

Ach, wie weit sind wir gekommen, Maschinen das erledigen zu lassen. Wer sich heute mit Krieg befasst, ist Aussätziger und vermutlich psychisch krank. Und Kriegsgeil eh. Die Söldnermentalität ist so naheliegend.

Sokrates hat als schwerer Hoplit u.a. an der Belagerung von Potidea teilgenommen. Wo es durch die Belagerung wohl zu Kannibalismus kam. Und sollte als freier Bürger, der seine Ausrüstung selber zahlen musste, ausgezeichnet werden.

Krieg ist per Definition nicht unzivilisiert. Krieg ist ein Ergebnis der höchsten Stufe der Zivilisation. Ausschließlich sozial organisierte Hominidae mit angehäuften Ressourcen kommen überhaupt auf die Idee, Krieg zu führen.

Krieg ist nicht „unzivilisiert“. Es ist die Königsdisziplin von Zivilisation. Würden wir alle nur das besitzen, was wir zum Leben brauchen, gäbe es keinen Krieg.

Was Viele wohl meinen ist die Moral. Zeitgeistig, wohlgemerkt.

Aber diese Moral ist erst ein Augenzwinkern der Menschheitsgeschichte alt.

Ich finde sie gut. Ich finde, wir sollten sie hegen und pflegen. Wie einen kleinen Spross, von dem wir einmal ernten wollen.

Ich finde es, übrigens ebenfalls aus evolutionspsychologischen Gründen, ganz cool, wenn man ohne Krieg auskommt.

Aber alleine in der Simplifizierung, Krieg sei „unzivilisiert“, steckt wie unter einem Brennglas der Selbstbetrug des neuen Gottes Individualismus. Man stirbt nicht nur ungerne, viel mehr will man kein Teil einer Masse sein.

Wir täten gut daran zu hinterfragen, ob Chinesen, Iraner, Russen und Palästinenser das wirklich genauso sehen.

Bisher konnte mir kein selbsterklärter Pazifist beantworten, was passiert, wenn wir alle Waffen verbrannt haben und der erste wieder einen Knüppel aufhebt.



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