Samstag, 29. Juni 2024

Senhor Sancho ist ein Feinschmecker.

Draußen: Monchiquenser Niesel-Nebel-Wetter. 

Drinnen deshalb: ein guter Tag für Couch und Netflix. Und für lecker Mittagessen. 

Deswegen heute: Schweinelendchen, mit presunto vom porco preto ummantelt und einem leckeren Pilzrahmsößchen, an Tagliatelle. Dazu: ein vinho tinto ausm Alentejo, nämlich ein Instinto forte. Zurzeit einer meiner Lieblingsrotweine (und bei Intermarché im Angebot). 😉


Sowohl Zubereitung wie Verzehr wurden von Senhor Sancho selbstverständlich akribisch überwacht. Er durfte den Fettrand eines Stückchens Lende probieren und befand: "Ich will mehr! Ich will alles!!" Trotz einer großen "Rest"menge wird Seiner Hoheit dies allerdings verwehrt. 

Eine weitere Portion gibt's für Frauchen morgen, der Rest wird eingefroren. 

Warum ich ein solch großes Stück Lende verwendet habe? Weil das einfach saftiger ist als meine üblichen Ein-Portionen- Stückchen.

Montag, 24. Juni 2024

Sonntagsweltschmerz

Gestern gefunden und: so so true.
Quelle - und wer über "
Ungesunder Menschenverstand" und den Autor Joey Hoffmann mehr lesen und wissen will -> die Startseite.

Manchmal weiß ich nicht, was ich schreiben soll.

Getrieben von dem Gefühl, doch irgendwie alles schon einmal erklärt zu haben. Und verfolgt von dem Gefühl, mich nicht um das Wesentliche kümmern zu können. (Ukraine? Sudan? Sachsen?)

Ein Laufen vor eine Wand, eine Überforderung.
Die Welt wird immer schneller und komplexer.

Ich kann damit gut umgehen. Weil ich spätestens aufgrund einer empirisch-wissenschaftlichen Grundausbildung wunderbar damit leben kann, etwas nicht zu wissen. Und dass manche Widersprüche sich nicht auflösen lassen. Das ist nicht, was mich überfordert.

Mich überfordert die Überforderung der Menschen, damit umgehen zu können.

Mein Weltbild ist eigentlich ganz einfach: Steinzeit, Feuer, Rad, Antike, Feudalherren und Angeschissene, Neuzeit, Trennung von Religion und Staat, Revolutionen, Kartoffelsalat und dann haben wir so tolle Sachen wie Gewaltenteilung, Religionsfreiheit und Meinungsfreiheit erfunden. Ich dachte eigentlich, das sei eine lineare und stringente Entwicklung.

Hatte vielleicht noch nicht jeder mitbekommen. Aber daran kann man ja arbeiten. First things first.

Wir haben uns sogar in zwei Weltkriegen gegenseitig so dermaßen totgeschlagen, dass wir uns gezwungen sahen, uns auf so etwas wie ein Völkerrecht und Menschenrechte zu einigen. (Und die UN, die sich bei über 50% nicht-demokratischen Staaten inzwischen als Evolutionsbremse entpuppt. Aber war ja juut jemeint.)

In der Wissenschaft hatten wir uns auf Empirie und Logik geeinigt. Was nach zweitausend Jahren auch Zeit war.

Doch plötzlich werden diese Dinge, die ich Narr für selbstverständlich hielt, hinterfragt. Plötzlich wird so getan, als wenn das alles nie passiert wäre und als ob diese Grundlagen irgendwie wieder zu verhandeln wären.

Ich fühle mich plötzlich alt und bin nicht einmal Boomer. Nicht nur, weil ich „Bro“ verabscheue.

Nach über 30 Jahren wird klar, dass ein geflissentlicher Teil der in der gesamtdeutschen Besoffenheit aufgekauften Edelzonis mit der Eigenverantwortung der Freiheit gar nix anfangen kann. Weshalb sie in einer masochistischen Massenpsychose plötzlich wieder den geschichtsrevisionistischen Nationalismus der überwundenen Kaiserzeit klasse finden. Und in einer Sozio-Illusion plötzlich glauben, sie alle hätten die Diktatur bekämpft, obwohl die meisten hinter den Gardinen im Bautzener Barock standen, um abzuwarten, wie das endet. Aber wir alle waren ja auch schon im Nazi-Widerstand, nicht?

Und manche erkecken und erdreisten sich tatsächlich noch, von Wahlergebnissen überrascht zu sein.

Mir wird erst jetzt die deutsche Lust am Leid deutlich, diese masochistische Neigung zum latent Unterdrückten, nur um anderen die Verantwortung für eigenes Scheitern zuweisen zu können.

Klappts nicht mit der Erektion, ist man stolz auf die Nation. Wenn man schon unbeweibt in der thüringischen Tundra rumsitzt.

Plötzlich diskutieren LGBTQ+ (sorry, merke ich mir nicht, die Abkürzung wird immer länger) über die Benutzung von Artikeln, während wenige Flugstunden von hier Schwule an Baukräne gehängt und Frauen gesteinigt werden. Und Queere demonstrieren für Palästinenser, während die meisten Palästinenser sicher gerne mit ihnen… Na ja, siehe oben.

Feministische Studentinnen protestieren über Jahrzehnte gegen die Unterdrückung der Frau. Und Patriarchat. Und Nationalismus. Und in einem absurden Verschieben von Prioritäten wickeln sie sich plötzlich Tücher um den Kopf, die der Erfinder des palästinensischen Nationalismus und ehemalige SS-Gruppenführer empfohlen hat und springen genau denen zur Seite, die genau diese Unterdrückung und das Patriarchat umsetzen wollen, das sie vorher so voll fascho fanden. Sie projizieren ihre Werte auf jene, die diese Werte bekämpfen.

Aufgebauscht durch die Medien, die tunlichst vermeiden zu erwähnen, dass es sich nicht einmal um 1% der Studierenden handelt.

Ich würde wetten, Studenten der Ingenieurswissenschaften oder Jura waren nicht dabei. Mehr so Tanzpädagogik und irgendwas, was Theaterschaffende studiert haben. Peruanische Poesie des ausgehenden 17. Jahrhunderts oder so.

Pazifismus wird umgedeutet zu „Entführungen und Erpressungen sind eigentlich ganz akzeptabel“. Vergessen die Maxime des Sozialdemokraten und ehemaligen Wehrmachtssoldaten Schmidt, niemals mit Terroristen zu verhandeln.

Dass vermeintlich Unterlegene auch mal einfach das Arschloch sein können, wird nicht hinterfragt.

Ein seit 20 Jahren von einer etatistischen Partei mit absoluter Mehrheit regiertes Land darf seine imperialistische Großmannssucht austoben, und was viele am meisten interessiert ist, dass man die Armen ja in die Ecke gedrängt hätte. Das Öl war so schön billig. Die übergriffigen Motive sind so schnell ignoriert, wie die Zusicherung der Souveränität anderer Länder durch den Putinismus vergessen ist.

Und zu allem Überfluss erzählen die Nachrichtenmedien nur noch industriell abgepackten Kernschrott. Schnelligkeit und Klicks vor Wahrhaftigkeit.

Und sie werden das weiter. Denn jeder Politiker, der sich wagt gegen das Agenturprivileg zu sprechen, kann sich eigentlich gleich morgen beim Arbeitsamt anstellen. Diese Medien sind ja genau die, die wirkmächtig Politiker kaputtschreiben können. Weil die meisten Konsumenten die Konzentrationsspanne eines Wagenhebers haben. Auf Koks. Und Koffeintabletten. Und Red Bull. Und eine Selbstwirksamkeitserwartung einer 14-Jährigen mit SVV. Auf Koks. Und Red Bull.

Und kann mal bitte jemand die Verschwörungsdullies vom Gleis Corona abholen? Oder ihnen zumindest sagen, dass Corona vorbei ist? Die sind ohne Aufsicht. Danke.

Ich hab da keinen Bock mehr drauf. Es ist, als würde man einer wuselnden Horde Erdmännchen versuchen Statistik zu erklären, während diese ihren Kot fressen und blöde gucken.

„Bei Kaiser und Führer galt Impfpflicht. Fresse, Sieglinde!“
„Abber isch heeße Sascha und das is Digadadu…“
„Ja, is juut, Anneliese. Üb »Gurke« auszusprechen und leck gelben Schnee.“

Ich komme super mit der Komplexität der schönen neuen Welt klar.

Ich bin nur immer misanthropischer überfordert von der egozentrischen, angstgetriebenen und emotionalen Bräsigkeit der Menschen damit umzugehen.

Glücklicherweise hat die Evolution dafür Mechanismen entwickelt: Verdrängung und Schnaps.

Wochenende kann ich mir eh abschminken. Seit über zwei Jahren. Vielleicht schreibe ich morgen wieder etwas Sinnvolles. Geht weg!

Ps.: Sind die Weibchen von Erdmännchen jetzt eigentlich Erdweib… Ach egal.



Sonntag, 23. Juni 2024

Senhor Sancho kann jetzt alle Türen öffnen.

Seine Hoheit hat mittlerweile gelernt, auch solche Türen zu öffnen, die nicht nach außen, sondern nach innen aufgehen. Mit anderen Worten: Die Terrassentüre muss ich künftig ebenfalls "richtig", also mit Schlüssel abschließen, wenn ich das Haus verlasse. Als ich nämlich am Samstagvormittag vom Centro de Saúde heimkam, stand er fröhlich wedelnd oben am Tulpentor. Wenigstens ist er nicht rausgesprungen.

Das hatte er am vergangenen Dienstag gebracht. Senhor Sanchos scharfe Äuglein erspähten, dass Frauchen das vordere Haupttor, auch Eselstor genannt, für Fátima halb offen gelassen hatte. Eine Nachlässigkeit, die sofort und schamlos ausgenutzt wurde. Als unsere Perle Fátima nämlich zwei Stunden später eintraf, raste ihr Seine Hoheit mit Freudengebell am Weg oben entgegen. Glücklicherweise liebt er Fátima fast genauso wie mich und folgt ihr aufs Wort. 

Ich hatte ja erst vermutet, dass ich die Terrassentür vielleicht nicht richtig geschlossen hatte, aber nein: Das war des Senhors Generalprobe, wie man ALLE Türen öffnet. Bin nur froh, dass die Kühlschranktüre KEINEN Griff hat. Das wäre das nächste... 

Sancho ist wirklich der intelligenteste meiner Hunde. Heute morgen um kurz vor 8 (!): kurzes Anschlagen. Ich höre im Halbschlaf, dass wohl jemand das Reich seiner Hoheit betreten haben könnte, denn das Eseltor muss wieder mal geölt werden. 😉 

Es stellte sich eine Stunde später heraus: Mein Hausherr hatte gecheckt, ob der Wassertanque voll genug war für die sonntägliche Bewässerung seiner Horta. Senhor Sancho hatte pflichtbewusst gemeldet, dann aber erkannt: "Ist der Hausherr, den kenn ich und der darf!" und sich wieder aufs Bett gehauen, um noch ne Runde zu schlafen.

Hautscreening bei der "Liga Portuguesa contra o Cancro"

Wie einige Leser*innen ja vielleicht wissen, wurde bei mir vor ein paar Jahren ein Basaliom diagnostiziert. Seitdem: jedes Jahr 1x Hautscreen beim Dermatologen. Die ersten beiden Male (ein halbes und ein ganzes Jahr nach der OP) fuhr ich jeweils noch nach Lissabon ins CHUL, danach meldete ich mich da ab und ging ins HPA Alvor zu Dr. Laureano. Irgendwie ist die Anfahrt Monchique - Lissabon für 15 Minuten Untersuchung (maximal) doch ein bisschen zeitintensiv. Da liegt das HPA Alvor schon viel näher. Im CHUL zeigte man Verständnis und teilte mit: "Wann immer Sie Fragen haben oder eine erneute Diagnose vorliegt, sind wir für Sie da!"

Im vergangenen Jahr hatte ich jedoch ebenfalls erfahren, dass die Liga Portuguesa contra o Cancro ebenfalls Hautscreens durchführt. Für einen Termin 2023 hat's nicht mehr gereicht - alles ausgebucht. 

Registriert hatte ich mich trotzdem schon mal.

Dieses Jahr, beim Besuch der Website, hatte ich Glück: 2024 war sogar ein Testtermin direkt in Monchique vorgesehen, und zwar am 22. Juni.
Klar, dass ich da sofort einen Termin haben wollte. Leider konnte man Anfang Mitte Mai noch nicht sehen, wo man sich zu melden habe. Ich schrieb also eine eMail, und nach etwa einer Woche kam die Antwort: "Bitte unter folgender Nummer xxx anmelden!" Die Woche Wartezeit war paciência-Übung und auch nachvollziehbar, weil man bei der Liga wohl einfach noch nicht wusste, wer da als Terminvergeber vorgesehen war. 

Ich hab selbstverständlich sofort angerufen - und wurde auf eine weitere Woche (wir hatten aber immer noch Ende Mai) vertröstet: Man würde mich zurückrufen, alles kein Problem. Dass so etwas in Portugal bestens klappt, wusste ich schon von den Covid19- und den Grippeimpfungen.

Um 9:15 - wurde mir fünf (!) Tage später mitgeteilt - hätte man mich für den 22. Juni eingetragen. Meine Número de Utente musste ich noch angeben, damit ich "zuzuordnen" bin. Das wars. 

Am 22. Juni war ich um kurz nach 9 Uhr in unserem idyllischen Centro de Saúde in Monchique.

Relativ leerer Parkplatz, aber doch schon eine ganze Reihe Leute da. Alle Altersgruppen. Ok - eher meist ältere Monchiquenses, also Ureinwohner, aber auch estrangeiros. Leider fand mich der sehr freundliche Herr der Liga Portuguesa contra o Cancro nicht auf seiner Liste - und ich fand mich auch nicht. "Egal," meinte er, "schreiben Sie mir bitte Ihren Namen auf, wir kriegen das schon!" 

Also war ich nicht Punkt 9:15 Uhr dran, sondern... wahnsinnige 15 Minuten später. Und der Herr hatte den "Fehler" gefunden: Ich war zum richtigen Zeitpunkt in seiner Liste eingetragen, aber "nur" unter "Cristina Maria". Alles andere an Namen, vor allem Familiennamen lässt der gemeine Portugiese ja gerne weg. Es kommen ja sogar Briefe aus Lissabon an (selbst von der Bank oder irgendwelchen Behörden), die lediglich an "Cristina Francisca Maria" addressiert sind. Klingt ja alles so schön portugiesisch, und Nachnamen sind Schall und Rauch - braucht man nicht. 😏 

Gleich nach der Eingangstür im CdS hatten die Leute von der Liga einen Tisch aufgebaut, wo die Datenerfassung stattfand: Zwei Damen mit Laptop fragten nach Namen, Geburtsdatum etc., ob man viel in der Sonne sei ("nicht mehr, und wenn dann mit LSF 50"), ob man raucht ("seit 20 Jahren nimmer") oder Alkohol trinkt ("jawoll ja, Glas Wein zum Essen muss!"), ob sie die Daten erfassen dürfen. Das musste man auch unterschreiben. 

Nach diesem Zwischenspiel ging es zur Untersuchung - einmal kompletter Hautscreen Gesicht und Körper, einmal Screen der Mundhöhle. Letzteres hatte ich noch nie. Beide Checks waren/sind ohne Befund. Juhu. Wieder ein Jahr Ruhe. 

Am Ausgang bekam ich einen Umschlag mit den Ergebnissen für meinen Médico de família, Infomaterial zur Liga und dem Hinweis, dass man bei der bis 30. Juni abzugebenden IRS (also der Einkommensteuererklärung) 0,5% kostenlos spenden könne. Okay, bei mir ist die Steuer schon durch, aber fürs nächste Jahr überleg ich's mir. Ist allemal preis- und vor allem unterstützenswerter als eine consulta mit Hautscreen im HPA Alvor. Obwohl ich auf meinen Doc da nix kommen lasse!