Donnerstag, 16. November 2023

Senhor Sancho: cleverer Ausbrecherkönig

Ein zweiter illegaler Ein- bzw. Durchwanderer nervt Seine Hoheit seit einigen Wochen immer wieder. Und er oder sie - das wissen wir nicht genau - gehört einer Spezies an, die besonders geschmeidig und so schnell ist, dass Senhor Sancho sie nicht gar erst erwischt und stellen kann (wie etwa den Igel).
Madame Bela kennt dieses Getier schon, ringt sich bestenfalls ein wenig Bellen ab, bemüht sich aber ganz gewiss nicht persönlich auf die Jagd. Sie fürchtet wohl, dass die schlimmsten Alpträume eines Hundes wahrwerden könnten...

Seine Hoheit muss also selbst eingreifen: Er ruft energisch zur Ordnung, sein Gebell hallt weit über Feld und Flur und die Berge der Serra de Monchique. Den fremden Eindringling stört's leider nicht: Keiner weiß, wo die Katz' hergekommen ist. Leider aber durchquert sie seit ein paar Wochen frech des Senhors Grundstück, kackt manchmal - oh Graus! - auf seine Terrasse und benimmt sich auch sonst sehr unbotmäßig. Das führt dazu, dass Seine Hoheit hohl dreht, wenn er den winzigkleinsten Hauch von Katze in die Nase bekommt. Und wenn er sie gar sieht, geht die wilde Jagd aber mal so richtig los.

Leider kann die Katz' problemlos durch den Zaun schlüpfen, was bei Senhor Sancho zu einer gewissen Verblüffung führte. Aber er ist ja nicht doof: Die wilde Jagd schien sich beruhigt zu haben, Madame Bela aalte sich in den letzten Strahlen der Abendsonne, Frauchen genoß die angenehm warmen Verão-de-São-Martinho-Temperaturen. Nur Seine Hoheit... war irgendwie abgängig. Nur ein leises vereinzeltes Bellen war zu vernehmen.

Frauchen entdeckte Senhor Sancho schließlich am unteren Gartentörchen, außerhalb des Grundstücks. Sein Ausbruch war gelungen - indes das Heimkommen offensichtlich an dieser Stelle unmöglich. Nun ist Seine Hoheit ja mit Intelligenz gesegnet und versteht, wenn Frauchen ihm mitteilt, dass er gefälligst ums Grundstück herumlaufen und ans Haupttor kommen solle. Erst da würde ihm aufgetan und die Rückkehr ins rechtmäßige Königreich gestattet. Frauchen hatte nämlich keinerlei Lust, sich nach unten zu begeben - auch weil der kleine Weg sehr abschüssig und rutschig und somit für Zweibeiner nicht ganz ungefährlich ist. 

Frauchen ging also nach vorne ans altbekannte Tulpentor - und zack stand Seine Hoheit schon davor, eifrig wedelnd und voller Erwartung, dass ihm als verlorenem Sohn des Hauses doch eigentlich ein gemästetes Kalb zustünde. Senhor Sancho ist in manchen Belangen nämlich sehr bibelfest. Frauchen allerdings neigt zum Atheismus und kam dem Ansinnen des Senhors nicht nach. Allerdings hatte sie beim letzten Tierarztbesuch mit Madame Bela ein besonderes Leckerli erstanden... Davon mehr in der nächsten Geschichte.

Die Ausbruchstätigkeiten Seiner Hoheit setzten sich leider fort:
Kaum war die Katz' auf dem Gelände, war der Senhor draußen. Kam zwar perfekt auf Pfiff und Ruf (und immer ans "richtige", nämlich das Tulpentor), aber auf Dauer ist das natürlich kein Zustand. Denn Senhor Sancho schert es wenig, dass er bei der Katzenjagd durch frisch angelegte Gemüsebeete trampelt, dass Nachbars Hunde verrückt spielen, wenn sie ihn frei und unbeschwert rennen sehen und dass er einem völlig verdreckten Erdferkel gleicht, wenn er wiederkehrt. Selbst das Abspritzen mit Wasser oder der unvermeidliche Gang in die Badewanne stören ihn nicht. Frauchen aber schon, und das kann jeder nachvollziehen, der schon mal einen wilden jungen Hund gebadet hat. 

Glücklicherweise kam die liebe Lisa, die Exnachbarin aus der Casa Castanheiro zu Besuch - und sie entdeckte schnell (Danke nochmals), an welcher Senhor Sancho die Freiheit zur wilden Jagd fand: Seine Hoheit hatte den untersten Draht des Gartentörchens so weit hochgebogen, dass er drunter durchschlüpfen konnte. Frauchen hatte kein Loch im Zaun finden können - aber nun war alles klar. Lisa und Frauchen überlegten ein wenig und Lisa machte eine "Flechtarbeit", indem sie eine starre Pflanzstange ganz unten ins Tor einschob. Seitdem muss der Senhor wieder mit dem eigenen Garten (der wahrlich nicht klein ist!) vorlieb nehmen. Ich traue ihm aber noch nicht über den Weg: Der*die Katz' war nämlich seitdem noch nicht wieder da...

Allerdings hat Seine Hoheit Fortbildungsmaßnahmen ergriffen. Er liest jetzt das rechte Buch aus der zweiten Reihe von oben: 


Mittwoch, 15. November 2023

Senhor Sanchos Kampf gegen Stacheltiere

Königlich - das wusste man ja schon, Senhor Sancho hatte von Anfang an royale Allüren. Ließ sich einen Thron bauen. Sorgte dafür, dass seine Untertanen ihm zu Willen sind.
Ob nah oder fern: Jeder verfällt dem Charme Seiner Hoheit. Frauchen sowieso. Dra. Ana, die Helferinnen in der Tierarztpraxis - allen voran Zélia, die der Senhor heiß und innig zurückliebt; andere Patienten in der Praxis. Selbstverständlich sind auch alle Besucher in des Senhors Reich von ihm sehr angetan. Des Nachbars und der eigene Gärtner huldigen Seiner Hoheit ebenso wie die Vermieter der Casa Leone. Die Kindlein der ehemaligen Nachbarn sind höchst erfreut, wenn Senhor Sancho ihnen gnädig Lecklerlis aus der Hand frisst: "Das kitzelt so schön", juchzt der kleine Matteo.
Selbst Mensch*innen, die sich für reine Katzenmenschen hielten, freuen sich über die herzliche (allerdings meist nicht ganz uneigennützige) Gunst, die ihnen von Seiten des Senhors zuteil wird.

Nur zwei Besucher kümmert das alles nicht. Sie widerstehen Seiner Hoheit. Wandern frech und ohne zu fragen in seinem Königreich herum oder durchqueren es, ohne Zoll zu entrichten. 

Der erste Eindringling  lockt sogar Madame Bela hinterm sprichwörtlichen Ofen hervor: Ein Igel ist's, der vor allem gern des Nächtens sein Unwesen im Garten treibt.
Frauchen hört nix und schaut gemütlich fern. Plötzlich springen beide Hunde auf, stehen wie gebannt vor der Terrassentür und wollen dringendst und sofort und ohne Verzögerung raus. Kaum ist die Türe auf, rasen Senhor Sancho und Madame los und verschwinden im Dunkel der Nacht. Danach hört Frauchen möglicherweise  Blätter rascheln (wenn die Herrschaften sich unten auf den Terrassen tummeln), auf jeden Fall jedoch wütendes zweistimmiges Gebelle. Mal unten auf bei den Zitronen- und Orangenbäumen, mal hinterm Haus, gerne auch direkt neben dem Haus im "Gräble". 

Das "Gräble" scheint ein Igelparadies zu sein.

Die Kontrolle bei ersten Vorfall dieser Art ergab: Verharren der Senhor und Madame an einem Fleck mit ihrem Zorngebelle, handelt es sich um den Igel, der sich zur Kugel gerollt stachelig zeigt und jedem ernsthaften Angriff widersteht. Sowohl Madame wie Senhor Sancho zeigten schon leicht lädierte Schnauzen, die in Kontakt mit diesen Stacheln gekommen waren. Zumindest bei den ersten Zusammenstößen von Hund und Igel - mittlerweile haben's beide kapiert, dass Hund da besser nicht zubeißt.

Nach und nach hat sich diese Verfahrensweise eingebürgert: Je nach Nachtzeit - also vor oder nach 22 Uhr - bequemt sich Frauchen nach etwa fünf bis zehn Minuten Bellerei nach draußen und praktiziert den allgemein bekannten "Rückruf". Seine Hoheit kann auf Grund seiner hervorragenden Ausbildung und trotz seiner royalen Allüren diesem Befehl nicht widerstehen: Er kommt widerwillig und aufgeregt ins Haus, lässt sich allerdings mit einem Kauspielzeug beruhigen.
Madame schert Frauchens Rufen wenig, aber ihr Gebelle klingt eher sonor und stört deshalb in Frauchens und aller Nachbars Ohren nicht so wie des Senhors aufgeregtes Dauergekläffe. Sie kommt ein paar Minuten nach dem Senhor, denn allein ist's langweilig und dunkel und im Bett außerdem gemütlicher.
Einziges Problem: Igel haben Flöhe und sowohl Senhor Sancho wie Madame Bela für ein bis zwei Tage ebenfalls. Das Seresto-Halsband hilft dagegen jedoch bestens. 

Wer der zweite Besucher ist? Cliffhanger - das kommt in der nächsten Geschichte...