Gestern musste Senhor Sancho wieder mal erleben, dass Frauchen ihn einfach so zu Hause ließ. Dass - wie seit letzter Zeit immer! - sowohl die Wohnzimmer- als auch die Haustüre nicht nur ge-, sondern verschlossen worden waren.
Okay, das mit der Haustüre bekam Seine Hoheit gar nicht erst mit, weil er es trotz Bemühungen nicht schaffte, die abgeschlossene Wohnzimmertüre zu öffnen und danach sein Glück beim Haupteingang der Casa Leone weiter zu versuchen...
Frauchen war also unterwegs - mit Freunden zum Essen im Pimenta Rosa bei Monchique, wie Senhor Sancho mitgehört hatte. Das einzig Positive: Hund konnte drauf hoffen, dass wenigstens ein Knochenmitbringsel als Entschädigung die lange Abwesenheit (mehr als drei Stunden! - drunter machen es Frauchen und ihre Freunde ja leider nicht, wenn sie zum Essen gehen) abfiel.
(Huch - da fällt mir doch gerade ein... das ist noch in der Handtasche. So gut verpackt, dass weder Madame Bela noch der Senhor es erschnüffelt haben...)
Wiederkehr nach gut drei Stunden also.
Senhor Sancho wie immer am Fensterpatz, der Rückkehr harrend. Aber o Schreck: Nicht Frauchen betrat das Königreich, sondern zwei andere Personen. Natürlich erkannte Seine Hoheit sofort, dass dies die Katzenmenschen Kerstin & Hans waren, die zwar bisher jeglichem Charme anderer Hunde widerstanden hatten, jedoch selbstverständlich nicht umhin konnten, dem Senhor die Freiiiiiiheiiiiit zu schenken. Madame Bela erinnerte sich außerdem dunkel daran, dass der männliche Katzenmensch Hans dazu neigt (trotz einer etwas trotzigen Haltung eigener Hundehaltung gegenüber), mit Leckerlis nicht zu geizen.
Senhor Sancho allerdings waren in diesem Moment sämtliche kulinarischen Bestechungen völlig egal. Ihn kümmerte nur eines:
WO ist Frauchen? Offensichtlich war die Katzenmenschin von Frauchen beauftragt worden, Seine Hoheit an die frische Luft zu lassen. Aber:
WO war Frauchen denn nun?
Der Senhor lief verzweifelt über Terrasse und durch den Garten, ließ den Blick schweifen: nichts. Er setzte sein hervorragendes Gehör und die noch hervorragendere Nase ein - und erkannte: Frauchen war auf dem Nachbargrundstück. Was die Katzenmenschin nur vermutet hatte, erlebte sie nun leibhaftig: Senhor Sancho ist durch nichts, absolut nichts zu halten, wenn es darum geht, zu Frauchen zu kommen.
So schnell konnte man kaum schauen, wie er sich über alle pflanzlichen und zäunischen Hindernisse hinwegsetzte und fröhlich bellend bei Frauen und deren anderen Freunden auftauchte. Kurze aber heftige Begrüßung von Frauchen und ihrer Begleitung - und dann: nichts wie los im fremden Gelände.
Denn der angenehme Nebeneffekt des Ausflugs Seiner Hoheit: Er hatte Gelegenheit, ausgiebigst das Nachbargrundstück zu erkunden. Da gab's viel und Neues zu schnüffeln, vor allem, weil die Wildschweine durchs dort offen stehende Tor eingedrungen waren.
Waltraud und Oskar kannten den Senhor bisher nur aus seinen Geschichten und von Fotos. Sie hätten ihn gerne auch mal näher begrüßt - also praktizierte Frauchen den "Rückruf". Seine Hoheit ließ sich nicht lumpen und kehrte immer wieder freudig zu Frauchen samt Anhang zurück. "Tolle Erziehungsleistung", meinte Waltraud; Frauchen gab aber zu, dass diese "Artigkeit" dem Charakter des Senhor innewohnt und einer gewissen Verlustangst geschuldet ist.
Aber insgeheim bin ich schon stolz, dass Seine Hoheit stets und ohne zu zögern kommt, aus den entlegensten Ecken des Gartens oder unterwegs, wenn man ihn ruft. Auf Fátima hört er ja von Anfang an, und gestern sogar auf Katzenmenschin Kerstin, als sie am unteren Pooltörchen auftauchte, um sich zu vergewissern, dass Senhor Sancho tatsächlich bei Frauchen angekommen war.
Leicht angeberisch wurde es, als der Senhor ins Auto steigen sollte, das noch oben geparkt war. Waltraud gestand, dass ihre Umba dies nur und ausschießlich nach der Darreichung eines Leckerlis täte. Dies hörend, ließ Seine Hoheit es nicht selbstverständlich nicht nehmen, den Prahlhans zu spielen und auf Kommando sofort ins Auto zu springen. Er blieb sogar immerhin 20 Sekunden auf der Rückbank, bevor er seinen gewohnten Platz auf dem Fahrersitz einnahm. Allerdings nur kurz, denn als Frauchen einstieg und nur kurz meinte: "Marsch, nach hinten" folgte er - sich weiterhin als Angeber zeigend - aufs Wort.
Wobei man nicht ausschließen kann, dass eine gewisse Berechnung der Grund für dieses perfekte "Funktionieren auf Befehl" war: Denn selbstverständlich hatte Senhor Sancho sofort erkannt bzw. erschnüffelt, dass Waltraud und Osi selbst Hundemenschen sind. Von daher sei es, dachte Seine Hoheit, nicht ganz ausgeschlossen, dass nicht nur Frauchen Geschenke bekäme - ganz herzlichen Dank nochmals dafür! -, sondern auch die Hundeschaften mit Leckerlis bedacht würden. Genau so war es auch.
Der Senhor hat den Kreis seiner Untertanen erneut erweitert und freut sich schon aufs nächste Wiedersehen. Da soll dann auch eine gewisse Umba mitkommen - hoffentlich ein bisschen weniger grumpig als Utes BB. Aber Seiner Hoheit sonniges Gemüt wird's schon richten!
Abends dann genoss Senhor Sancho, dass Frauchen ihm nun wieder ganz und gar gehörte. Auf dem Schoß. Seufz. 19 Kilo.
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