Mittwoch, 31. Mai 2023

Senhor Sancho übt Hochsprung. Tag 22

Seine Hoheit wird von Verlustängsten gebeutelt. 

Kaum ist Frauchen aus dem Haus, jammert und fiept er lautstark rum (erzählte mir Fátima, als ich nach unfassbaren 90 Minuten wieder heimkam).
Da nutzt es nix, dass ich - gut von Madame Jenny und Madame Bela erzogen - es niemals wagen würde, das Haus bei Wiederkehr ohne diverse Leckereien zu betreten...
Als da wären: pescoços oder asas de Frango (also Hühnerhälse bzw. -flügel), die von den Damen roh geliebt wurden/werden, für den Senhor allerdings gekocht werden müssen.
Anders mag er's nicht, spielt damit nur rum, bis der Hühnerhals in Fetzen ist und dann schleppt er das Ganze ins Haus und knurrt bedrohlich, falls Madame Bela einen Blick drauf wirft. Geschweige denn sich nähert.
Hinweis für alle - Achtung Insider! - Krauses: Von mir lässt er sich alles ohne Probleme abnehmen!

Heute gab's eine extra leckere Dose Nassfutter als Mitbringsel: Rindstückchen mit Gemüse, Nudeln und Soße. Und dazu - aber das interessierte keine*n der Hundeschaften auch nur im Geringsten! - endlich je eine Namens- und Registrierungsmarke für Senhor Sanchos Halsband (Tasso e.V.).

Doch all das ist völlig egal: Senhor Sancho sitzt in Frauchens gar furchterbarer Abwesenheit heulend da und versucht um jeden Preis, das Haus zu verlassen und Frauchen draußen zu suchen. Ich hoffe ja sehr, dass sich das irgendwann mal gibt. Wobei ich verstehen kann, dass er jetzt, nach der doch erst recht kurzen Zeit im neuen Daheim, einfach noch nicht einschätzen oder: besser glauben kann, dass die Futterverwalterin, Streichlerin und Bettgenossin (seufz!) wirklich wiederkehrt. Am ersten Tag ist er mir ja sogar in den Pool nachgesprungen, um mich zu retten...

Fátima hatte schlechtes Gewissen, denn obwohl sie Seine Hoheit mit biscoitos bestach, um seinen gar schrecklichen Kummer zu mindern, wollte sie doch auch ihren häuslichen Aufgaben nachkommen. Also wagte sie es, Senhor Sancho kurzzeitig aus den Augen zu lassen. Das nutzte das völlig verzweifelte Tier aus: "Schlafzimmerfenster offen? Hah - so hoch ist das nicht! Das schaffe ich!" Wäre ihm auch geglückt, wenn er den sich leicht im Wind wehenden Vorhang in seiner avisierten Sprungbahn miteinberechnet hätte. So hörte Fátima nur ein "Raaaaatsch", eilte ins Schlafzimmer und - fand Seine Hoheit mit Kopf, Hals und Schultern auf der einen Seite des Vorhangs, Bauch und Hintergestell auf der anderen. Er konnte weder vor (also aus dem Fenster) noch zurück auf die Absprungbasis. Glücklicherweise ein glatter Längsriss, der leicht zu reparieren sein wird. 

Foto spar ich mir - ihr müsst eben eure Fantasie spielen lassen... 

Als ich dann endlich endlich heimkam, konnte Senhor Sancho sein Glück kaum fassen. Und steckte mit seiner Wiedersehensfreude Madame Bela an, die auf ihre alten Tage beschloss, dass sie doch auch mal an Frauchen hochspringen könnte. Knapp 30 Kilo Bela und ca. 18 Kilo Sancho - das haut einen fast um.

Jetzt starrt Seine Hoheit auf MEINE Pizza und überlegt, wie er dran kommt, ohne sich a) eine heftige Rüge einzuhandeln und b) die Schnauze zu verbrennen.

  
PS: Er war NICHT an der Pizza dran. Ich war schneller. Und er weiß jetzt, was der Befehl "baixo" bedeutet. Funktioniert auch bereits hin und wieder. 

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