Donnerstag, 20. Juli 2023

Senhor Sancho als Gastgeber und Therapiehund. Tag 71

Übung macht den Meister, weiß Senhor Sancho. Das gilt auch für Gastgeberqualitäten, und so freute er sich, dass bei den Gästen von Frauchen diesmal eine Hundedame dabei sein sollte. BB heißt die Gute, sie ist seit Mai im Haus der "Taviraner" Ute und Uli. 

Beide sind - so haben sie jahrzehntelang kundgetan - "überhaupt keine Hundemenschen". Allerdings muss der Hund wohl erst geboren werden, der solche Aussagen ernst nimmt. BB ist zwar ängstlich und scheu, was sie aber nicht gehindert hat, sich stracks in die Herzen von Ute und Uli zu begeben und dort dafür Sorge zu tragen, dass beide keine Minute die Augen von ihr lassen. Ute gilt zB als ausgesprochene Langschläferin. BB lacht da nur drüber (im Geheimen selbstverständlich), denn seit sie da ist, steht Ute früh am Morgen auf und man munkelt, dass beide um 6 Uhr morgens (!) auf Spaziergängen anzutreffen sind.  

Senhor Sancho lehnt solche Tätigkeiten im Morgengrauen ab. Okay - mal kurz zum Pinkeln raus, dann aber wieder huschhusch ins warme Bett neben Frauchen. Madame Bela heißt intern sowieso "Madame Schlafmütze", denn sie hat ähnliche Qualitäten. 

Gestern also war es soweit:
BB ging auf ihre erste wirklich lange Autofahrt und Senhor Sancho stand erwartungsvoll hinterm Tulpentor, als BBs Chauffeur den Wagen rückwärts einparkte. Seine Hoheit machte sogar artig "Sitz", bis BB geruhte auszusteigen. Danach erkundete BB ein wenig das Gelände, gefolgt vom Senhor, der beinahe den Eindruck erweckte, er wolle einer möglichen neuen Freundin seinen Besitz zeigen. 

Alle drei anwesenden Menschen: aber sowas von happy und erleichtert! 

Der Tisch auf der Terrasse war gedeckt, die kulinarischen Köstlichkeiten aufgetragen. Madame Bela verweilte -  wie immer bei Fremdbevölkerung auf dem Hof - lieber in ihrem Korb im kühlen Haus. Senhor an Frauchens Seite, BB an Ute Seite - und dann geschah das große Ungemach: Ute wagte es, Seine Hoheit zu streicheln. Während BB zusah. Und grollte. Die Zähne fletschte. Seine Hoheit, zu diesem Zeitpunkt noch wohlerzogen, machte einen Rückzieher und ließ sich mit einem kleinen Stückchen Schinken von dem Schreck ablenken, den diese gar unfreundliche Geste verursacht hatte. Das fand BB doof - aber ihr Frauchen blieb hart: Wer andere anknurrt, kriegt keinen Schinken. 

Mittlerweile gab's die Feuerwehr-Flugshow, die sowohl Senhor Sancho als auch BB relativ unbeeindruckt ließ. Als Gastgeber wusste Seine Hoheit selbstverständlich, dass man für Events und Unterhaltung seiner Gäste zu sorgen hat. Deshalb ergriff er, als das Feuer auf dem Nachbarhügel unter Kontrolle war, die Initiative und bat zu einer Runde Haifangen im Pool. Senhor Sancho ist nämlich seit drei Tagen im Besitz einer blauen Hais, der im Wasser schwimmt und den er eifrigst und unermüdlich apportiert. Video- und Fotobeweise (Dank an Ute!) anbei. 

 



Gestärkt von viel Lob durch Frauchen und Gäste wurde Seine Hoheit leicht übermütig. Als Belohnung für die Pool-Show gab's nämlich für ALLE Vierbeiner einen - wie Ute als Vegetarierin behauptet - "grässlichen Hühnerfuß". ALLE Vierbeiner sehen das anders und lieben diesen Snack. Senhor Sancho atmet seinen praktisch ein, allerdings ist Madame Bela mittlerweile so schlau, den Hühnerfuß nicht aus dem Maul zu geben. So clever war BB leider nicht: Sie nahm den Fuß dankend an, verzog sich auf den Kiesplatz und meinte, ihn da ihn Ruhe verzehren zu können. Weit gefehlt! 

Seiner Hoheit fiel plötzlich ein, dass in seinem Königreich alle ihm zu gehorchen haben und forderte deshalb mit Nachdruck den ihm seiner Meinung nach zustehenden Anteil am grässlichen Hühnerfuß ein. BB war unwillig - der Senhor ebenfalls. Kurzer Crash mit Knurren und wüst gefletschten Zähnen. Seine Hoheit obsiegte, schritt triumphierend mit dem Hühnerfuß im Maul davon und BB ging leer aus. Senhor Sancho war aber so gnädig, sein Frauchen zu bewegen, BB ein paar grässliche Hühnerfüße als Wegzehrung einpacken zu lassen. 

Nach dem kurzen Crash übrigens waren die hündischen Verhältnisse irgendwie geklärt. Senhor Sancho und BB gingen sich aus dem Weg (mit immer etwa einem Meter Abstand) und Madame Bela bequemte sich sogar, das Haus zu verlassen und BB aus sicherer Distanz zu begutachten. Auch nahm sie gern ein oder zwei Schinkenstückchen, denn SIE hatte ja mit der Meinungsverschiedenheit zwischen Seiner Hoheit und BB absolut nichts zu schaffen. 

Senhor Sancho ist nämlich ganz nebenher als Therapiehund tätig: Er zeigt Madame Bela mit gutem Beispiel, dass fremde Menschen im Königreich nicht automatisch was Schlimmes sind und man ihretwegen nicht immer im Hause verharren muss. Im Gegenteil: Sie geben Schinken und Streicheleinheiten. Madame Bela ließ sich sogar von Uli (einem Mann!) rufen und streicheln. Ein Wunder, dass alle anwesenden Zweibeiner bestaunten und ausdrücklich lobten...

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