Sonntag, 30. Juli 2023

Senhor Sancho (fast) allein zu Haus. Tag 82

Seine Hoheit jammert und weint, wenn Frauchen das Haus verlässt. Unter anderem deshalb kommt unsere "Perle" Fátima zum Arbeiten, wenn aushäusige Termine für Frauchen unumgänglich sind. Normalerweise darf Senhor Sancho ja mit. Jetzt im Sommer ist's aber zu heiß, als dass er einfach im Auto warten kann. Und irgendwann muss das Tier sich dran gewöhnen, allein daheim zu bleiben. Ganz allein wie Kevin in New York ist er ja eh nicht - Madame Bela weilt an seiner Seite. 

Es begab sich, dass gute Freunde wieder mal ins Luar da Foia wollten, und da ist Seine Hoheit leider nicht erwünscht: "Keine Hunde im Lokal", lautet die Vorschrift. Für den Senhor zwar ab-so-lut nicht nachvollziehbar, aber er hoffte natürlich, wenigstens im Auto verweilen zu dürfen, mit einem großen Kauknochen versehen. Aber: nix da. Es war auch abends immer noch zu heiß... Also war gestern Abend Premiere: Senhor Sancho allein daheim!

Aber der Reihe nach:
Ich hatte ja den Plan gefasst, mal zu checken, wie Senhor Sancho sich verhält, wenn ihm völlig Fremde sich dem Tulpentor nähern, dies öffnen und sein Königreich betreten.
Ilo und Andreas kamen an, eilfertig-wachsam lief Seine Hoheit zum Tor. Bellte kurz, stellte sich auf die Hinterbeine und ließ sich schon von außen durchs Torgestänge streicheln. Völlig problemlos mit Ilo, bei Andreas war er etwas zurückhaltender, aber der - "kein Hundemensch", hahaha - ging auf Knie-  bzw. Schnauzenhöhe und gewann damit im Handumdrehen das Herz Seiner Hoheit. Leckerlis folgten (der Senhor mag's, wenn Frauchens Gäste ihm Geschenke anreichen) und danach durfte er noch ausgiebig seinen neuen Ball apportieren.
Diese Übungen dienten selbstverständlich dem hinterhältigen Zweck, Seine Hoheit leicht zu ermüden und so den Abgang von Frauchen samt Freunden ins abendliche Restaurant in den Hintergrund rücken zu lassen. Und es klappte: Gar nicht mal so intensiv bemühte sich der Senhor, zwischen sechs Beinen Richtung Haustüre zu wuseln - ohne Erfolg. Ein großer Büffelhautknochen lenkte ihn außerdem ab. 

Wichtige Gerätschaften wie Fernbedienung, Brille und Flipflops waren außer der Reichweite Seiner Hoheit verstaut. Auch sein Bewegungsradius war eingeschränkt: Die Türe zum Flur und damit zum Ankleidezimmer samt Lederschuhen wurde geschlossen. Blieben also "nur" noch Wohn- und Schlafzimmer sowie Küche und Essplatz für den Senhor und Madame "übrig". Für etwa drei Stunden sollte das ausreichend sein. 

Ilo, Andreas und ich genossen den Abend im Luar da Foia wie immer sehr:


Und erst recht den Sonnenuntergang von "unserem" Tisch auf der Terrasse:

Nachdem das Luar seit Neuestem "2 Sittings" macht - einmal 19-21 Uhr, danach die "Spätschicht" ab 21 Uhr - war ich pünktlich gegen 21.30 wieder daheim. Stille aufm Hof - erst als ich das Tulpentor öffnete, realisierte Senor Sancho lautstark, dass sein Frauchen wieder heimkam. 

Frauchen hatte ja so etwas befürchtet:


Aber: nix da! Alles in Ordnung. Keine Schäden an Möbeln, Teppich, Büchern oder so. Nichts angekaut - Madame und Senhor scheinen geschlafen zu haben. Der riesige Knauknochen war - klaro! - verschwunden.
Die Freude war natürlich groß - und Seine Hoheit hatte völlig vergessen, dass Hochspringen eigentlich untersagt ist...

PS: Heute morgen stellte ich allerdings fest, dass der Senhor wohl versucht hat, auf die Fensterbank neben der Haustüre zu gelangen. Ein paar Bedienungsanleitungen, die da liegen, fand ich nämlich auf dem Boden vor. Damit kann ich aber leben... und es mag auch daran gelegen haben, dass der Nachbar samstags kurz vor Einbruch Seiner Hoheit Reich betritt, um das Wasser umzustellen. Ihr wisst ja: Wasserrecht auf dem Lande in Portugal

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