Samstag, 5. August 2023

Senhor Sancho allein daheim. Gaaaaaanz allein. Tag 88

Es musste sein - aber es war ein Kampf. 

Madame Bela hatte heute Termin für ihre zweite Librela-Spritze. Nach der ersten Injektion ging es ihr ja schon am Folgetag deutlich besser. Nun waren die 4 Wochen vorüber und ich meinte, wieder ein leichtes Humpeln zu sehen. Madame gehört ja, wie Dra Ana Silva meint, zu jenen schwierigen Hunden, die bei Schmerzen keinen Mucks tun - und so kann man nur schwer erkennen: Tut ihr was weh oder nicht?

Das Drama nahm seinen Lauf, als Frauchen Senhor Sancho zu erklären versuchte, dass er ja nun schon ein großer Hund sei, der seit knapp drei Monaten in der Casa Leone verweile; dass er also wisse, dass sie stets wiederkehre; dass er außerdem die Generalprobe in der vergangenen Woche bestens gemeistert hätte und es nun an der Zeit sei, dass Seine Hoheit mal 30 Minütchen ohne Frauchen und - oh Graus! - auch ohne Madame Bela an seiner Seite das Haus hüten solle. 

Alle Fenster geschlossen, die Türe zum Flur ebenfalls - dieselben Rahmenbedingungen wie vergangenen Samstag. Allerdings, dem Zeitpunkt des Arztbesuchs geschuldet - vorher keine ermüdenden Apportierspiele. Sogar ein großer Kauknochen wurde dem Senhor gereicht, den er durchaus begeistert, allerdings dennoch mit misstrauischer Miene annahm.
Dann gab's die Order "senta e fica!" - und Seine Hoheit schaffte es doch tatsächlich 2 Sekunden, diesem Befehl zu folgen. Er witterte Ungemach bzw. ahnte Schreckliches: Frauchen und Madame Bela wollten doch nicht etwa ohne ihn...? Doch: Sie wollten und sie taten es auch. Unter heftigem Protest von Senhor Sancho, selbstverständlich. 

Madame Bela war ins Auto gestiegen, Frauchen öffnete das Tulpentor - und dies unter gar furchtbarem Geheule und Gekläffe Seiner Hoheit. Er klagte der ganzen Welt sein Leid, bis das Auto durchs zweite Tor und damit außer Hörweite gefahren war. Madame war's egal, sie freute sich eher, endlich mal ohne Senhor Sancho unterwegs und mit Frauchen allein zu sein. Selbst wenn es zum Tierarzt ging (wobei sie Dra. Ana Silva durchaus schätzt).
Unruhe und Sorgen und Mitleid waren eher meine Begleiter. Plus die Hoffnung, dass wir in der Praxis gleich drankämen und die Casa Leone bei Rückkehr noch stünde und nicht komplett zerlegt wäre...

Alles klappte wie am Schnürchen:
Parkplatz direkt vorm Haus der Arztpraxis, Madame ging beinahe mustergültig an der Leine hinein, zeigte einem anwesenden Jungtier, wie man sich im Wartebereich ordentlich verhält, indem sie artig Platz nahm.
Dann kam auch schon Dra. Ana. Das erste Mal, seit wir dort Kunden sind, schritt Madame Bela geradezu freudig ins Sprechzimmer, zog Frauchen fast hinter sich her. Das vor der Behandlung angebotene Leckerli allerdings verschmähte sie, wohl wissend, dass so etwas nachher einfach besser mundet.
Spritze bekommen, sich kurz von Dra Ana beschmusen lassen und schon waren wir wieder auf dem Rückweg. Halt: Natürlich gab's noch ein Leckerli extra für den Senhor, Dra. Ana weiß genau, was sie Seiner Hoheit schuldig ist, was ihm gebührt und zusteht.

Wir waren genau 28 Minuten außer Haus gewesen.
Beim Heranfahren: Totenstille.
Schließen des Haupttors: Totenstille.
Öffnen und wieder Schließen des Tulpentors: Senhor Sancho merkt, dass draußen was passiert und bellt sicherheitshalber.
Madame Bela betritt das Haus.
Frauchen öffnet die Türe zum Wohnzimmer und wird von einem hündischen Wirbelwind empfangen, der allerdings durchaus Zeit hat, das mitgebrachte Leckerli einzuatmen, bevor er weiterhin Freudentänze aufführt. 
In Küche, Essbereich und Wohnzimmer sind auf den ersten, zweiten und auch dritten Blick keinerlei Verwüstungen zu erkennen. Der Riesenkauknochen liegt dekorativ mitten in der Küche. Praktisch unangetastet. 

Nach der Fütterung der Raubtiere stelle ich allerdings fest: Senhor Sancho hatte versucht, sowohl die Fensterbank in der Küche wie auch die beiden im Wohnzimmer zu erklimmen. Jedoch ohne Schäden zu verursachen - außer dass ein paar Papiere und eine Taschenlampe zu Boden gefallen waren. Weiter Alleinsein-Üben ist also angesagt.

 

Jetzt liegen Madame Bela und Senhor Sancho vollgefressen zur Siesta im Schatten bzw. im Haus. Seine Hoheit rückt keinen Meter aus Frauchens Nähe. Und ich geh jetzt schnell noch in den Pool, bevor es noch heißer wird. 



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