Mittwoch, 11. Oktober 2023

Senhor Sanchos triumphale Rückkehr

Sagen wir mal so: 

Wenn deine Tierärztin dir schreibt, dass dein "Hund wach und voller Energie ist", kannst du davon ausgehen, dass sie dringendst darum bittet, das ungebärdige Tier sofort und auf der Stelle abzuholen, weil es ihnen gerade die Praxis zerlegt. 

Wenn du nicht schnell reagierst - etwa weil du eingepennt bist oder im Pool warst -, rufen sie dich an und legen eine gewisse Dringlichkeit in die Stimme. Und dann weißt du: Der Portugiese an sich ist als ausgesprochen höflich bekannt, man würde dich nie direkt auffordern, endlich zu kommen. Aber: Du solltest dich jetzt sputen, das Tier abzuholen.

Große Freude beim Senhor, als er merkte: Es geht wieder nach Hause. 
Selbst wenn er es merkwürdig fand, dass er seinem Frauchen nicht sofort und auf der Stelle zugeführt wurde, sondern erst, nachdem irgendwelche für ihn uninteressanten Formalitäten erledigt waren: also die Erklärung, welches Medikament wann zu nehmen sei und was überhaupt beachtet werden solle. 

Erst danach - endlich! - durfte Seine Hoheit Frauchen freudigst begrüßen. "Full of energy", wie Dra. Ana es euphemistisch in ihrer WhatApp-Nachricht ausgedrückt hatte. Lautes Jubelgebell und Hochspringen inklusive. Und er zerrte schon arg an der Leine, um endlich ins Auto zu kommen. 

Frauchen hatte extra schnell noch Nassfutter geholt, damit Seiner Hoheit wundes Mäulchen nicht zu sehr beansprucht würde.
Dra Ana hatte wie immer vorgesorgt: Senhor Sancho bekommt die nächsten sechs Tage 2x täglich ein Antibiotikum, 1x täglich einen Entzündungshemmer und weil er jetzt - das hat eine FB-Freundin angeregt - namensmäßig zu königlichen Höhen aufgestiegen ist und sich "Dom Sancho" nennen kann, gibt's in den Wassernapf ein spezielles Hundemundwasser. Auf dass die Zahn-raus-reiß-Wunde ordentlich desinfiziert werde und die blitzblankweißen Zähne lange erhalten bleiben.

Die Beule an der linken Wange wurde rasiert und hat einen kleinen Schnitt. Das sieht nicht schön aus, aber Seine Hoheit gestattet, dass ich das entsprechende Foto veröffentliche. Vermutlich deshalb, weil er Genesungswünsche einheimsen und mit Mitgefühl überschüttet werden will. Und darauf hofft, dass alle künftigen Besucher gefälligst Trostgeschenke bringen.


Frauchen hat das Blut an der kleinen Schnittwunde vorsichtig abgetupft und das war's. Später am Abend sah das Ganze schon viel besser aus. Und die Beule wird praktisch stündlich kleiner.


Das Nassfutter - auf ärztliches Anraten nur eine kleine Portion - hat Seine Hoheit praktisch eingeatmet. Danach war schlafen angesagt, irgendwie merkte man ihm schon an: Das war alles ein bisschen viel... 

Nach einer ruhigen Nacht erkannte Sô Sancho, dass Frauchen nun endlich für standesgemäße Vor-Frühstücks-Häppchen gesorgt hatte: Reichte sie ihm doch ein selbstverständlich silbernes Teelöffelchen voller leckerster Leberpastete. Er verschlang es so unköniglich-gierig, dass er das darin befindliche Antibiotikum gar nicht bemerkte. Dasselbe Spielchen gab's nochmal  vor dem Mittagessen, nur dass diesmal auf dem königlich-hündischen Silberlöffel der Entzündungshemmer verpackt war. Und natürlich hofft er, zu Recht, auf eine abendliche Leberpastetendosis. Für die nächsten sechs Tage darf Seine Hoheit noch dem Traum anhängen, dass dies künftig immer so bleibt... 

Ein bisschen angeschlagen scheint der Senhor noch zu sein: Er pennt viel und tat kaum einen Mucks, als Frauchen kurz das Haus verließ. Schließlich musste die OP-Rechnung bezahlt werden - und das erledige ich lieber gleich. 

Knapp 260 Euro waren es - dabei aber auch Röntgen, alle Medikamente, die ich mitbekam und natürlich Narkose und Medis während der OP.
Nicht "billig", aber angemessen. Auch deshalb, weil ich weiß, dass ich Dra Ana voll und ganz vertrauen kann.

Ich hatte nochmals nachgesehen: Jenny mussten vor fümf Jahren zwei Lipome entfernt werden (eines im Gesicht und einer in der Achselhöhle am Vorderlauf). Das schlug damals mit etwa 230 Euro zu Buche. Plus extra ca 100 Euro wegen des Labors, weil abgeklärt werden musste, ob alles okay war. Insofern ist Seiner Hoheits Zahn-OP absolut im Rahmen. Davon mal abgesehen, dass er es selbstverständlich wert ist!

Hinweis für alle, die ihr Portugiesisch perfektionieren möchten:
Sô ist die Kurzform von Senhor. Das wird dermaßen genuschelt im Portugiesischen, dass es fast wie das englische Sir klingt. Genau das hatte ich anfangs „verstanden“. Und mich darüber sehr gewundert. 
Dom entspricht der weiblichen Anrede Dona, ist in Portugal jedoch ausschließlich dem König vorbehalten (bzw. dem Familienoberhaupt der königlichen Familie).
Es gab bisher zwei Dom Sanchos: Sancho I. auch o Povoador (der Besiedler) genannt, er lebte von von 
1154 bis und Sancho II., auch "der Fromme" oder o Piedoso genannt (um 1208-1248). Senhor Sancho wäre der dritte. Aber sind nicht aller guten Dinge stets drei? 

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