Sonntag, 9. Juni 2024

Senhor Sancho benimmt sich (fast) vorbildlich

Meine Freundin Ute hatte die tolle Idee: "Warum lässt du dir nicht einen Gedenkstein für Bela und Jenny machen?" 

Ich nahm also Kontakt mit Alina auf, die ich schon bestens vom großen Feuer in Monchique 2018 kannte. Alina organisierte damals spontan eine private Spendenaktion und sammelte innerhalb weniger Wochen 20.000€, dazu noch eine Riesenmenge an Sachspenden für Monchiqueiros, die im Feuer alles verloren hatten. Sie ist aber eben auch künstlerisch tätig - und das kam dabei heraus:

Eine wunderschöne Erinnerung an meine beiden Damen, die jetzt gemeinsam auf der himmlischen Hundewiese toben.
   
Und weil Alina von der schnellen Truppe ist - ich hatte sie erst am Freitag angeschrieben -, waren die beiden Steine heute schon abholbereit.

Der Senhor durfte selbstverständlich mit - und ich muss sagen: Er benahm sich mustergültig. Angetan mit dem schicken neuen Geschirr saß er auf der Rückbank. Wir fuhren erst kurz bei den bombeiros in Monchique vorbei: Heute ist Europawahl, ich wollte meinen staatbürgerlichen Pflichten nachkommen. Als ich allerdings die Schlange sah, kurz nach 9:15, nahm ich (zunächst!) davon Abstand.

Alina hatte als Treffpunkt Helder's Restaurante-Bar in Carvoeiro/Vale Centeanes vorgeschlagen. Leicht zu finden (Google Maps macht's sogar mir möglich!) und nachdem ich ein bisschen zu früh ankam, durfte Senhor Sancho noch eine Runde mit Frauchen gehen. Das war nicht ganz so perfekt, denn er ist der Meinung, dass man an der Leine grundsätzlich zu ziehen hat. Nix da von wegen: locker durchhängen. Furchtbar schlimm war's nicht, aber doch so, dass Seine Hoheit fürs An-der-Leine-Gehen in ungewohnter Umgebung noch ein paar Trainingseinheiten einlegen darf.

Richtig toll benahm der Senhor sich auf der Terrasse. Er lag brav unterm Tisch. Andere Gäste - ob Kind oder Hund (!) - wurden zwar aufmerksam und stehend betrachtet, aber ohne einen Mucks oder gar Bellerei setzte Seine Hoheit sich sofort auf Befehl wieder hin. Selbstverständlich nahm er dankend als Belohnung einige kleine Stückchen torrada entgegen und schlabberte ein paar Schlückchen Wasser, das Alina beim patrão geordert hatte. 

Im Auto benimmt sich Senhor Sancho - vom unvermeidlichen Bellanfall beim Verlassen der Casa Leone und Vorbeifahren an den Nachbarshunden mal abgesehen - ja sowieso perfekt. Also dachte Frauchen: "Okay, bei der Rückkunft in Monchique schauen wir nochmals beim Wahllokal vorbei." Und siehe da: Nicht nur, dass direkt vorm Eingang zu den bombeiros extra für die Wählwilligen Parkplätze gekennzeichnet waren. Der Senhor muckste nicht, als Frauchen das Auto verließ, ihn alleiiiiiiiine zurückließ und ihren Wählerpflichten nachkam. 

Es dauerte - gut für Seine Hoheit! - nicht lange: Die meiste Zeit nahm in Anspruch, dass man mich auf der Wählerliste nicht auf Anhieb fand. Die Nummer des cartão de residência permanente wollte das System nicht nehmen, über die Suche via Namen klappte es aber bestens. Und dann brauchte ich in der Wahlkabine gefühlt ewiglich, bis ich die Partei auf der Liste fand, der ich meine Stimme zugedacht hatte. Ich dachte sogar schon über eine Alternative nach - was ein bisschen schwierig ist, wenn man all die Abkürzungen und Parteizusammenschlüsse nicht so im Kopp hat. Letzten Endes klappte aber alles. 

Das hysterische Gebelle, das ich beim Verlassen des Autos befürchtet hatte, gab Senhor Sancho von sich, als er Frauchen beim Rauskommen aus der Feuerwehrhalle sah: Freudengeheul und der Versuch, Schnauze und Kopf durch einen zehn Zentimeter breiten Fensterspalt zu kriegen. Als Seine Hoheit jedoch merkte, dass es jetzt endlich nach Hause und zum Mittagsmahl geht, beruhigte er sich. Und genoß als entrada erst mal eine Scheußlichkeit - den obligatorischen getrockneten Belohnungshühnerfuß. 

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